Spontanvergoren
Spontan vergoren – wenn der Wein seinen eigenen Weg geht
Manche Weine brauchen keinen Plan. Keine Reinzuchthefen, keine Kontrolle, kein Eingreifen. Sie starten ihre Gärung einfach von selbst – ganz natürlich, ganz ursprünglich. Das nennt man Spontanvergärung. Und was dabei herauskommt, ist oft: wild, lebendig, vielschichtig und voller Charakter.
Was bedeutet „spontan vergoren“?
Spontanvergärung heißt: Der Winzer gibt keine gezüchteten Hefen hinzu. Stattdessen überlässt er dem Most das Kommando – und den Hefen, die sowieso schon da sind:
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Auf der Beerenhaut der Trauben
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In der Kellerei, an Geräten und Fässern
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Im Weinberg selbst
Diese wilden Hefen (oft auch „Naturhefen“ genannt) beginnen irgendwann, den Zucker im Most in Alkohol umzuwandeln – ganz von allein.
Wie läuft eine Spontanvergärung ab?
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Der Most wird in ein Fass oder einen Tank gegeben – ohne Zusatz von Reinzuchthefe.
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Es dauert oft ein paar Tage, bis die Gärung wirklich beginnt.
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Verschiedene Hefestämme übernehmen nacheinander die Gärung – ein komplexes Zusammenspiel.
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Die Gärung verläuft langsamer und ist weniger vorhersehbar als bei „geimpften“ Mosten.
Was ist das Besondere an spontan vergorenem Wein?
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Mehr Komplexität: Durch die Vielzahl wilder Hefen entstehen vielfältigere Aromen.
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Eigenständiger Charakter: Kein Wein gleicht dem anderen – jeder Jahrgang, jedes Fass ist anders.
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Terroir im Glas: Die Hefen kommen aus dem Weinberg – sie erzählen also direkt von ihrer Herkunft.
Typische Noten: Würze, Kräuter, manchmal ein Hauch Wildheit oder Rauch – je nach Wein auch mal etwas „funky“.
Gibt es Risiken bei der Spontanvergärung?
Ja – und genau deshalb braucht’s viel Erfahrung:
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Die Gärung kann stocken oder zu lange dauern.
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Unerwünschte Hefen könnten sich durchsetzen.
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Die Temperatur und Hygiene im Keller müssen stimmen.
Spontan vergorene Weine sind also nichts für Kontrollfreaks – sondern eher was für naturverbundene Perfektionisten.
Welche Weine werden spontan vergoren?
Vor allem:
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Naturweine
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Biodynamische Weine
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Weine ambitionierter Winzer, die auf Ursprünglichkeit setzen
Aber auch viele hochklassige Lagenweine, gerade in Deutschland und Österreich, werden spontan vergoren – still und leise, aber mit großer Wirkung.
Fazit: Natur am Werk
Spontanvergärung ist wie ein Abenteuer im Keller: unberechenbar, aber oft großartig. Sie bringt Weine hervor, die nicht wie aus dem Lehrbuch schmecken – sondern wie aus dem Leben. Echt, roh, faszinierend. Eben spontan.